Ich bin schön! Helena über Bikini-Figuren und Body Positivity
Wenn im Frühling die erste warme Sonne wieder kommt, wenn der erste Grillabend eingeläutet wird und der Gedanke an den Badesee gar nicht mehr so weit weg scheint- dann machen sich viele von uns, ob Männlein oder Weiblein, vermehrt Gedanken um ihre Figur. Die kurzen Hosen und Kleider kommen, die Shirts und Spaghettiträger. Was im Winter besonders einfach zu verstecken war, scheint nun auf dem Präsentierteller. Haben meine Arme eigentlich letztes Jahr schon so gewackelt in dem T-Shirt? Und ist mein Po noch knackig oder ist das eher knatschig?
Noch bis vor gar nicht allzu langer Zeit sahen wir in den Medien nichts als schlanke, vermeintlich sozialtaugliche Figuren. 2012 kam die Body-Positivity- Bewegung durch einen Hashtag und angeführt von dunkelhäutigen, übergewichtigen Frauen, an die Oberfläche. Als zu dick wahrgenommene Körper sollten endlich ihre verdiente Akzeptanz und Liebe bekommen. Denn weiß und schlank kann nicht die einzig gesellschaftlich akzeptierte Form des Aussehens sein. Plus-Size Models bekamen einen Platz nicht nur in den Medien, sondern auch auf Titelseiten von renommierten Zeitschriften. Zum Glück! Ich bemerke Veränderungen in meinem Umfeld, auch, und das muss ich dazu sagen, wenn ich eigentlich gar nicht mitreden kann, da ich von Plus-Size weit entfernt bin. Aber es ist, und das liegt nicht nur daran, dass ich älter wurde, weniger ein Thema. Quasi jeder, den oder die ich kenne, ist auf den Zug aufgesprungen, dass Körper einfach Körper ist. Manchmal liebe ich meine Generation schon sehr. Wie wir zusammenhalten können, wenn es um Ungerechtigkeiten geht, finde ich sehr bestärkend. Ob das zu Teilen nur scheinheilig ist und die Body Positivity noch nicht bei allen das Bewusstsein erreicht hat, weiß ich nicht. Ich kann mir und uns nur wünschen, dass es nicht so ist.
Doch wie schwer es eigentlich sein kann, sich von all den “Regeln” und Normen für einen perfekten Körper zu lösen ist auch der Rede wert. Ist man oder frau nämlich so aufgewachsen, dass es genau eine “richtige” Form für einen Körper gibt und man steckt womöglich selbst in einem, der ganz und gar anders aussieht- dann ist es nicht gerade einfach, sich selbst zu lieben. Erschwerend hinzu kommt vielleicht auch noch das Alter. Einem Teenager oder einer Gruppe von Teenagern zu erklären, wie vielfältig der menschliche Körper ist und wie okay das ist, ist keine leichte Aufgabe, wenn sie doch Tag für Tag auf den verschiedensten Kanälen etwas anderes suggeriert bekommen. Man muss aber dazu sagen, dass das heutzutage schon wieder etwas anders und besser ist, als zum Beispiel zu meiner Schulzeit. Ich erinnere mich noch, wie oft das Thema der Figur ein Thema war. Zwar hat es mich nie sonderlich tangiert, weil ich die meiste Zeit meines Lebens zufrieden mit meinem Körper war, aber den Schmerz und die Sorgen einiger Freundinnen vor dem Schwimmunterricht werde ich so schnell nicht vergessen.
Leider gab und gibt es wohl eine bestimmte Vorstellung davon, wer im Schwimmbad eine gute Figur macht und wer nicht. Es existiert ein Raster. Und aus diesem fallen viele von uns raus, weil wir zu klein, dick, schwabbelig, breit, dünn… sind. Dabei sind wir alle Opfer davon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwer tatsächlich gern auf ein Raster blickt, durchfällt und dann einen Freibadbesuch noch genießen kann. Doch deshalb rennen die Menschen zu großen Teilen in die Fitnessstudios- um ihren Körper gesellschaftlich akzeptabel zu machen. Oder weil sie sich selbst nicht mehr wohlfühlen. Wobei mich da ein Freund darauf hingewiesen hat, dass das eigene Wahrnehmen auch nur von der Gesellschaft gemacht ist.
Wenn man es so sieht, haben wir doch gute Chancen, dass ein jeder und eine jede von uns einen liebevollen Blick auf seinen oder ihren Körper bekommt, wenn wir alle zusammen daran arbeiten.
Ein offenerer Umgang mit dem Thema soll erreicht werden. Dass wir über Körper sprechen können, als das was sie sind: Hüllen für die Seele. Wie er geformt ist und gebaut, ob er bemalt oder hell oder dunkel ist, fest oder weich- ich bin dafür, die Sensibilität tatsächlich rauszunehmen, sodass wir lockerer darüber sprechen können. Denn eigentlich ist es ganz und gar irrelevant. Du schaust andere ja auch nicht so an wie dich selbst. Und wenn doch, dann lass dir raten damit aufzuhören. Denn Vergleiche zu ziehen, was die eigene Person betrifft, war hinsichtlich der Selbstliebe noch nie eine gute Idee.
Und um einen positiven Aspekt hervorzuheben: Die Online-Community hält sich konsequent an den Hashtag der Body-Positivity. Nachdem der Körper also jahrzehntelang in Formen gepresst und Diktaten unterworfen wurde, wird Diversität, Akzeptanz und Selbstliebe gefeiert – in Millionen von Beiträgen. Der wohlwollende, liebende Blick auf den Körper wird über Kommentare, Likes und geteilte Geschichten kultiviert. Aus der vermeintlichen Schwäche wird eine Stärke.
Um eins noch zu sagen: Ich hatte nie wirklich Probleme mit meinem Körper. Klar, könnte er hier und da etwas straffer sein, aber das wäre, wenn ich es mir wünschen würde, wahrscheinlich auch noch leicht zu beheben. Ganz anders sieht es bei vielen Frauen in meinem Leben aus. Wenn ich mir vorstelle, mir wie sie so viele Gedanken über den Körper und noch dazu hauptsächlich negative, zu machen, mag ich eigentlich gar nicht an Sommer denken. Schon immer brach mir fast das Herz, wenn ein Mensch, den ich liebe, den größten Teil seiner Selbst so verachtet. Dabei verdient es doch jeder Mensch, dass er seinen Körper liebt. Ganz gleich wie dieser aussieht und wie die Gesellschaft oder die Medien meint, darüber reden zu müssen.
Deine Helena
Helena ist Sunnyside Autorin und wunderschön!
Eine Sunnyside Fastenwoche ist übrigens ein wundervoller Weg wieder ein gutes und selbstbewusstes Gefühl für seinen Körper zu kriegen. Ich berate Dich gerne. carina@sunnyside-fasten.de