Sugar, Baby - Lust und Frust mit der Zucker süßen Sucht
Sugar, Baby!
Es ist Montagmorgen, halb neun. Ich stehe auf, um die Woche zu beginnen, mache Yoga, gehe duschen und setze einen Kaffee auf. Hafermilch und ein Löffel Zucker, so wie immer. Danach gehe ich arbeiten, in ein Café, nicht weit von meinem Zuhause.
Dort gibt es erstmal ein kleines Frühstück, eine Zimtschnecke und eine Banane, auch das gibt es öfter bei mir. Als ich dann noch eine Gabel vom Apfelkuchen probiere, den die Chefin selbst gebacken hat, wird mir ein bisschen schlecht. Mir fällt das erste Mal auf: Das ist ziemlich viel Zucker, den ich schon vor 11 Uhr am Vormittag zu mir nehme. Doch ich wische den Gedanken weg und widme mich meiner Arbeit.
Zucker begleitet uns häufig und an vielen Stellen im Alltag. Sei es schon beim kleinen Löffel, der in den Tee oder Kaffee kommt, beim Marmeladenbrot dazu, beim Kochen am Mittag und am Nachmittag beim Kuchen essen, abends die Gummibärchen auf der Couch. Es kommt immer häufiger vor, dass Menschen in meinem Umfeld den Zucker aus ihrem Ernährungsplan ganz streichen, fällt mir auf. Klar, dass Zucker in Unmengen ungesund ist, das weiß ja jedes Kind. Doch was ist wirklich dran an den Gerüchten um Zucker? Macht er wirklich so abhängig, wie Heroin? Ich mache mich auf die Suche nach Fakten:
Unser Körper kann Glukose selbst gewinnen und holt den benötigten Zucker aus kohlehydratreichen Nahrungsmitteln. Dazu gehören zum Beispiel Kartoffeln, Vollkornbrot und Reis. Die direkte Zuckeraufnahme in Form von Haushaltszucker oder gesüßten Speisen und Getränken braucht unser Körper daher nicht.
Doch Zucker ist Energie, die unser Körper für alle Tätigkeiten braucht. Zum Beispiel fürs Atmen, Denken und Laufen. Wenn wir essen und trinken, setzt der Körper mit seinem Verdauungsprozess ein. Dabei geht es dem Körper vor allem darum, Energie und wichtige Nährstoffe zu gewinnen. Ohne diese wäre er gar nicht funktionsfähig. Der Körper ist in der Lage, Zucker aus allem, was wir zu uns nehmen, zu gewinnen. Die winzigen Zuckerbestandteile, die der Körper abspaltet, schickt er über das Blut in die verschiedenen Zellen, genau dahin, wo gerade Energie gebraucht wird. Das Hormon Insulin hilft unserem Körper dabei. Es ist dafür da, das Blut vom Zucker zu befreien und den Zucker weiter zu den Zellen zu schicken. Nehmen wir also Zucker auf, erhöht sich der Insulinspiegel und reguliert sich anschließend wieder. Was sich außerdem noch erhöht, ist zusätzlich der Cortisolspiegel, also der des Stresshormons. Wenn wir uns also gestresst oder gereizt fühlen, ist es kontraproduktiv, “gegen den Stress” etwas Süßes zu essen.
Es ist nachmittags. Ich bin bei einer neuen Freundin zum Kaffee eingeladen, es gibt wieder einen Kuchen dazu. Seit ich mir heute Morgen das erste Mal Gedanken über meinen Zuckerkonsum gemacht habe, frage ich mich, ob mein Zuckerspiegel für heute nicht schon hoch genug ist. Ich will den Kuchen aber probieren, also esse ich ihn auch. Ein bisschen Sahne gibt es auch dazu. Eigentlich bin ich gar nicht so “die Süße”, aber heute ist das bereits meine zweite Süßigkeiteneinheit.
Neben dem Zuckerstoffwechsel, der am Ende auch die Gehirnzellen versorgt, gibt es noch eine andere Reaktion des Gehirns auf Süßes. Sie beginnt bereits noch vor der Nahrungsaufnahme. Schon beim Anblick von Süßem meldet sich das Belohnungszentrum im Gehirn und verbreitet Vorfreude. Anschließend geben die Sinnesrezeptoren auf der Zunge positive Signale an das Gehirn und dies meldet zurück: „Lecker, gerne mehr davon!“ Dabei irrt unser Gehirn sich nicht, denn es ist von Glukose abhängig. Daraufhin erhöht sich der Glukosespiegel rasant, fällt aber auch dann schnell wieder ab. Wie bei einer Achterbahn wird der Körper aufgeputscht. Wirklich glücklicher macht Zucker übrigens auch nicht. Zwar werden die Hirnregionen, in welchen Serotonin und Dopamin gebildet werden stimuliert, doch die Mengen an Schokolade oder anderen Süßigkeiten müsste riesig sein, um einen wirklich nachweislichen Effekt auf das Glücklichsein zu erzielen. Süchtig machen kann es auch nicht so wirklich sagen die einen. Für die anderen kommt die scheinbar unbezwingbare Lust nach Zucker einer Sucht gleich, aber wie bei Vielem gilt sicher: Je mehr man davon zu sich nimmt, desto öfter will man es auch. Ein Teufelskreis der Gewohnheit.
Abends, als ich nach Hause komme, hat meine Schwester den Wocheneinkauf erledigt. Sie hat Gummibärchen mitgebracht, vegetarisch zwar, aber wieder - mit viel Zucker. Ich entscheide mich angesichts meiner heutigen Ernährung dagegen, sie zu essen. Ich will es ja nicht übertreiben. Nach den Recherchen für diesen Artikel bin ich mir sicher: Mein Zuckerverbrauch sollte auch reduziert werden.
Denn der Konsum von zu viel „falschem“ Zucker kann zu Übergewicht führen und Krankheiten wie Diabetes, Herzkreislaufstörungen, Gefäß-, Nieren- und Nervenschäden, aber auch Karies und eine Fettleber begünstigen. Und das gilt es natürlich zu vermeiden.
Für Zucker, der sich natürlicherweise in Obst oder Gemüse befindet, empfehlen WHO oder DGE keine Obergrenze beim täglichen Verzehr – im Gegensatz zu freien Zuckern in industriell gefertigten Lebensmitteln und Getränken, wie ich sie heute zu mir genommen habe. Das ist unnötiger und ungesunder Ballast für den Körper.
Historisch betrachtet ist Zucker etwas absolut Positives. Für die breite Masse der Menschheit war Süßes lange Zeit vor allem in Form von Obst erhältlich. Zucker an sich stammte aus fernen Ländern, man assoziierte das ‚weiße Gold’ mit Sonne, Strand und paradiesischen Gefilden. Heutzutage wird Zucker sehr häufig mit einer Sünde in Verbindung gebracht.
Was auch interessant ist, worauf ich bei meinen Recherchen gestoßen bin: Früher waren in allen Lebensmitteln und Süßigkeiten viel weniger Zucker drin. Und trotzdem hat es für den Menschen süß geschmeckt. Wir sind also so konditioniert, dass wir tatsächlich immer mehr brauchen, statt uns zufrieden zu geben mit weniger Zucker. Diese Konditionierung fängt schon bei Babys an. Wer seine Kinder zuckerfrei ernährt, erspart ihnen ein paar Jahre des Konsums- was gut ist!
Mir ist noch wichtig zu erwähnen, dass es auch ungesund ist, den Zuckerkonsum restriktiv und streng zu beobachten. Es ist ebenso wichtig, sich Dinge zu gönnen, wie immer wieder darüber nachzudenken, was zu viel sein könnte.
Es ist der nächste Tag. Ich lasse den Zucker im Kaffee weg, das schmeckt gewöhnungsbedürftig. Statt der Zimtschnecke im Café gibt es heute ein Frischkäse-Vollkornbrot mit Gurke. Da ist zwar auch ein wenig Zucker drin, aber in einer verträglicheren und gesunden Form. Ich werde das nun versuchen, darauf zu achten, wie viel Zucker ich zu mir nehme. 50 g am Tag sind nämlich nicht sehr viel, die habe ich in letzter Zeit häufig überschritten. Bei meinen Recherchen bin ich auf die verschiedensten Themen getroffen. Zucker ist ein breites Spektrum und lässt erahnen, dass es darüber noch weit mehr zu erfahren gibt.
Wenn du Lust hast, mehr und intensiver über das Thema zu erfahren oder auch mit dem Gedanken spielst, weniger Zucker zu dir zu nehmen, dann geh doch im nächsten Jahr zu Carina auf die Sunnyside. Dort wird sie 3 Fastenwochen machen, die sich voll und ganz um das Thema Zucker drehen. Sugar, Baby!
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